Foto: equine photography art by Nathalie Blasinger
Exterieur - und Interieurmerkmale des klassisch – barocken Frederiksborgers
Das Frederiksborger Gestüt erlebte von Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts seine Glanzzeit, in der die Pferde in ganz Europa wegen ihres edlen Blutes und ihrer ästhetischen, eleganten Formen gefragt waren und als Rasse berühmt wurden. Den besten Eindruck von dem Äußeren dieser Pferde erhält man beim Betrachten der weltberühmten Reiterstatue auf dem Amlienborg Schlossplatz in Kopenhagen. Innerhalb der unglaublich langen Entstehungszeit von zwanzig Jahren schuf der französische Bildhauer J.F. Saly von 1753 – 1771 das Königspferd nach dem Vorbild von 12 Hengsten aus dem damaligen Frederiksborger Gestüt. Dieses wohlproportionierte, makellose „Ideal-Pferd“ unter dem Herrscher Frederik V. zeigt, welcher Pferdetyp mit der Frederiksborger Zucht angestrebt wurde.
Amalienborg Denkmal: 1753 begann J.F. J. Saly seine Arbeit am weltberühmten Reiterstandbild, das noch heute auf dem Schlossplatz vor Schloss Amalienborg in Kopenhagen steht. Das Denkmal zu Ehren Frederiks V. zeigt ihn als Reiter auf einem perfekt dimensionierten Frederiksborger Pferd: 12 Hengste des Gestütes standen der Statue Modell. (Ausschnitt von J.M. Preislers Stich/ Kopenhagen Stadtmuseum)
Die heutige Zucht des Frederiksborgers bringt verschiedenartige Typen hervor, die sich aus der Zuchtgeschichte der Rasse ergeben (Schulpferd Renaissance/ Barock, Kavalleriepferd, Bauernpferd/Arbeitspferd, Fahrpferd, Sportpferd). Vorrangig handelt es sich meist Mischungen der unterschiedlichen Rassetypen. Obwohl im Verbandsreglement des FHF festgeschrieben ist, dass man ”das einzigartige Exterieur schützen und bewahren und dieses so nah wie möglich an die klassische Prägung des Frederiksborgers heranreichen soll”, sieht das gegenwärtige Zuchtziel in der Praxis so aus, dass hauptsächlich Frederiksborger als zuchttauglich anerkannt werden, die im Warmblut- und Sportpferdetyp stehen. Tatsächlich gelingt es immer mehr Frederiksborger Pferde in den Sport zu bringen, das Springvermögen einiger Hengste ist enorm und die Dressurveranlagung zu „hohen“ Gängen mit großer Aktion seit “Totilas“ wieder modern.
Legolas, 158 cm, gekörter Hengst (Bes. Inka Bennemann), Foto: Hipp-Fotografie
In den letzten 10 Jahren ist die Aufmerksamkeit aus unterschiedlichen Interessen (Reit- und Fahrsport, Tradition, Barockreiten, Freizeitreiten) im In- und Ausland gestiegen, so dass es heute Frederiksborger Pferde in mehreren skandinavischen und europäischen Ländern und sogar auch in den USA gibt. Allerdings schlägt auch die europäische Wirtschaftskrise zu: Es wird weniger gezüchtet und viele der Jungpferde, die keinen Käufer finden, landen beim Händler oder auf dem Schlachthof.
Lucas (Landrasseprägung, Stockmaß 165 cm) und Loke (Sportpferdeprägung/ Stockmaß 175 cm)
Foto: Julia Hipp
Außen stark, innen sensibel
Sucht man als anspruchsvoller Freizeitreiter ein barockes Reitpferd, sollte man sich an die Beschreibung der Merkmale des klassischen Frederiksborgers halten.
Das Exterieur des Frederiksborgers ist stabil, muskulös und als harmonisch zu beschreiben:
Der bei allen Erscheinungstypen hoch angesetzte Hals sollte ein langes Genick mit genügend Ganaschenfreiheit haben und nicht zu straff muskuliert sein. Ein klassisches Merkmal ist auch ein leichter ”Ramskopf” mit konvexem Profil, wobei die Augen aller Frederiksborger ausdrucksstark, groß und klar sind.
Der nur wenig ausgeprägte Widerrist liegt bei den meisten Frederiksborgern etwas hinter der gut gewinkelten, nicht zu steilen Schulter. Die Gelenke sind immer kräftig, die Hinterhand wirkt dadurch tragfähig, dass die Sprunggelenke groß und stark gebildet und nicht zu steil in einer Linie unter dem Beckenknochen platziert sind. Mähnen und Schweifhaar sind oft gewellt und sehr dicht gewachsen.
Der Bewegungsablauf der Frederiksborger ist absolut taktfest, raumgreifend mit Schubkraft aus der Hinterhand ausgestattet, Vorderknieaktion und Aktion im Sprunggelenk sind oft vorhanden und unterstützen die Federkräfte.
Die Frederiksborger sind heute in der Regel Füchse. Stichelhaar und großflächige Abzeichen an Beinen und Kopf gelten ebenso als Reminiszenz an die farbigen Vorfahren, wie die letzten Rappen und „gelben“ Pferde. Schimmel sind selten, Palominos und Falben durch das Einkreuzen von Fremdblut im Kommen.
Zephyr (Vestergards Donkey) in typischer
ausdrucksvoller Aktion
Sirius B, geb. 2007(Bes. Anja Beran Stiftung; Enkildegaards Nugent/ Zarif Langlökkegaard) 100% reinrassig
Das Wesen der Frederiksborger ist sehr sehr menschenbezogen. Sie sind ausnehmend intelligent und scheinen „ihren“ Menschen zu lieben.
Gepaart mit einer offenen, willigen und ehrgeizig Arbeitshaltung fordern sie den Reiter zwar stark, geben ihm ihm aber ein unvergleichliches Reitgefühl zurück. Frederiksborger vergessen schlechte Erlebnisse nie und wenn sie sich vernachlässigt oder ungerecht behandelt fühlen, reagieren sie oft unwirsch bis hin zur Abneigung und Arbeitsverweigerung. Ist das Vertrauen aber erst einmal gesichert, reagiert der Frederiksborger mutig und folgt in der Regel nicht sofort seinem Fluchtinstinkt, sondern bleibt, wenn er etwas nicht versteht, einfach stehen und wartet auf die Klärung der Situation. Auf keinen Fall sollte man ein Frederiksborger Pferd mit Druck und Zwang „dominieren“ wollen. Diese Pferderasse akzeptiert den Menschen nur dann als ranghöher, wenn er ihnen mit Einfühlungsvermögen,
Kooperationsbereitschaft und mit fairen Lernangeboten begegnet. Gewarnt sei vor zu häufigen Wiederholungen bei der Arbeit, diese scheinen die aufmerksamen Reitpartner zu langweilen. Deshalb sind viele Variationen im Training notwendig, will man seinen Frederiksborger weiterhin für die gemeinsame Arbeit begeistern!
die ausdrucksstarken Köpfe der Frederiksborger Zephyr (links) und Legolas (rechts)
Durch seine Intelligenz und Offenheit ist der Frederiksborger offensichtlich in allen Bereichen einsetzbar. Dass diese Ausnahmepferde, in denen wertvolles genetisches Material europäischer Geschichte schlummert, auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Haustierrassen stehen, ist deshalb kaum zu glauben.
Foto: Christiane Slawik